Ein Topstar verletzt sich und der Trainer fordert ihn auf, sich bei seiner Genesung ausreichend Zeit zu nehmen: Dieses Szenario gibt es wohl nur bei den Bayern. Es ist so etwas wie die Personalfrage des Tages, die Trainer Jupp Heynckes im Zusammenhang mit dem Champions-League-Spiel gegen Anderlecht beantwortet. Er will seinem verletzten Torhüter keinen Druck machen und irgendeinen Zeithorizont angeben, bis wann er wieder auf dem Platz stehen muss. Ganz im Gegenteil soll der Bayernkapitän in aller Ruhe aufgebaut werden und erst dann wieder spielen, wenn er in vollem Umfang einsatzfähig ist. Ob sich der 31 Jahre alte Torhüter über so viel Rücksichtnahme freut oder ob er sich davon eher angestachelt sieht, ist nicht bekannt. Eigentlich sollte er Anfang des Jahres wieder auf dem Platz stehen.
Auch Vorstand Rummenigge führte in diesem Zusammenhang aus, dass man im Augenblick noch nicht weiß, ob Neuer zum Beginn der Rückrunde wieder verfügbar ist. Schließlich ist nicht zu vergessen, dass Neuer vor allem zur Fußballweltmeisterschaft im Sommer in Russland wieder topfit sein muss. An Praxis fehlt es der Nummer eins im deutschen Tor dann aber immer noch, denn in diesem Jahr stand er noch kein einziges Mal zwischen den Pfosten. Diese Chance hat zum Beispiel Marc-André ter Stegen genutzt, um sich als würdiger Ersatz für Neuer zu platzieren. Auch Sven Ulreich hat sich seinen Platz bei den Bayern erkämpft und wird von Spiel zu Spiel besser. Für ihn ist das auch deshalb wichtig, weil sein Vertrag im nächsten Sommer ausläuft und weil bisher noch offen ist, was danach passiert.
Insgesamt, so scheint es, hat man bei Bayern München also wenig Personalsorgen, was die Besetzung im Tor betrifft. Auch in der Nationalmannschaft ist Ersatz vorhanden. Trotzdem dürfte es eher ein seltenes Phänomen sein, dass ein Topspieler aus sportlicher Sicht nicht schmerzlich vermisst wird. Aber da der FC Bayern genügend sehr gute Spieler in Reserve hat, darf man sicher auf die Einschätzung von Trainer, Vorstand und Ärzten vertrauen und Knochenbrüche und ähnliche Verletzungen in vollem Umfang ausheilen zu lassen, bevor man gute Spieler wieder auf den Platz stellt.